von Tine in Pferdeausbildung am 14. März 2016
In dieser Artikelreihe möchte ich euch ein wenig über meine (Vor-)Geschichte mit meiner Stute Chance, nachfolgend "Krümeline", erzählen. Vieles von dem, was ich mit ihr erlebt habe, war ganz entscheidend für meinen heutigen Umgang mit Pferden und Training an sich.

Im ersten Teil ging es darum, wie die Krümeline und ich zusammen gefunden haben.

Im zweiten Teil geht es um Ziele, das Anreiten, und warum es immer anders kommt als man denkt.


Nach dem ersten Winter im neuen Stall - den wir hauptsächlich mit kurzen Trainingseinheiten im Roundpen oder auf dem Reitplatz, in Sichtweite der Herde, verbracht haben - kommt der Frühling, und damit auch das Anweiden. Da es weiterhin keine Selbstverständlichkeit ist, die Krümeline führen zu können, und das Anweiden von den Einstellern selbst organisiert werden muss, ist es ein ziemlicher Kraftakt. Im Gegensatz zu den anderen Einstellern kann ich nicht einfach jemanden bitten, sie später wieder mitzunehmen. Selbst wenn sie sich nicht losreißt oder sich vor Stress auf der Straße wälzt, lässt sie sich auch überhaupt nicht von jedem mitnehmen.

Mit konsequentem Üben und der Routine wird es aber im Lauf der Wochen besser. Auch eine Hufbearbeitung ist endlich möglich. Nach Rationsberechnung, angepasster Fütterung, physiotherapeutischer Behandlung und Zahnkontrolle geht es der Krümeline auch gesundheitlich gut, und wir beginnen mit regelmäßigem Training.



Dann ist es Zeit für die Pferde, auf die 1,5km entfernte Sommerweide umzuziehen. Dort verschlimmert sich das Ekzem der Krümeline schlagartig, sodass sie nach nur vier Wochen Weidezeit zurück an den Hof und in die Offenstallgruppe umzieht. In dieser Gruppe fühlt sie sich von Beginn an so wohl, dass wir nach wenigen Tagen schon wieder mit dem Training, und auch mit dem Anreiten, beginnen können. Obwohl jegliche Arbeit am Boden immer noch vorbelastet ist, machen ihr das Aufsteigen, und die ersten Schritte unter dem Reiter, großen Spaß - und es beweist eindrucksvoll, wie mächtig das Training über positive Verstärkung ist, wenn man eine Übung wirklich von Beginn an auf diese Weise trainiert.





Leider kommt es manchmal anders als geplant, und so müssen wir, knappe drei Monate später, wieder den Stall wechseln. Die Krümeline zieht in einen schönen Offenstall mit tollen Trainingsgelegenheiten (Halle, Roundpen) und Möglichkeiten. Auf der Anlage finden unter anderem ein Clickerkurs mit Heike Uthmann und Longenkurse mit Babette Teschen und Lisa Kittler statt. Wir nehmen fleißig an allen Kursen teil und erarbeiten uns über den Winter eine Grundbasis im Longieren.



Auch, wenn wir in diesem Jahr einiges erreicht haben, wird klar, dass man mit der Krümeline kaum etwas "wie mit einem normalen Pferd" machen kann. Jede Veränderung (der Herde, der Umgebung) beschäftigt sie lange und macht jedes Training schwierig. Nach nun schon fast zwei gemeinsamen Jahren kann ich sie unangebunden (Anbinden führt regelmäßig zu zerissenen Stricken) am Heu putzen, mit vielen Pausen die Hufe bearbeiten lassen und vom Offenstall zur Halle und zurück führen. Das, was andere Einsteller mit ihren Jungpferden mal eben in einer Woche an Grundausbildung erreichen, scheint für uns oft wie ein unerreichbares Ziel. Und dennoch zeigen gerade Themen wie das Anreiten im Sommer, dass sie, wenn sie KANN, ein tolles, lernwilliges, eifriges und bemühtes Pferd ist. Wie lange uns diese Themen noch beschäftigen werden, konnte ich damals nicht ahnen...

Ich habe gelernt, dass es legitim ist, auch einfach Dinge zu trainieren, die Spaß machen. Wenn man nur den Fokus darauf legt, was das Pferd alles können muss, verdirbt man sich selbst, und vor allem auch dem Pferd, oft langfristig den Spaß. Die Krümeline hat mir gezeigt, dass sie durchaus in der Lage ist, außergewöhnliche Leistungen zu zeigen - aber auch, dass allein der normale Alltag sie schon an die (Stress-)Grenze bringen kann. Es ist gut, seine Ziele nicht aus dem Blick zu verlieren, aber es gibt in vielen Bereichen der Pferdeausbildung keine starre A-B-C Reihenfolge.

Im folgenden Winter darf die Krümeline in allererster Linie eins, Pferd sein. Es gibt die klare Absprache mit dem Stall, dass niemand sie füttert oder führt, und auch ich beschränke meine Besuche auf kurze, vorhersehbare Einheiten - zum Stall führen, am Heu putzen, Mineralfutter füttern, und wieder zurück. Selbst die Hufbearbeitung unterbrechen wir für einige Monate. Auch wenn die Hufe natürlich eine Bearbeitung dringend nötig hätten, die Psyche der Krümeline hat diese Pause noch viel dringender nötig.

Im dritten Teil geht es um Routine, Ausdauer, das Führen und meine eigene Weiterbildung.

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Über mich

Mensch und Pferdekopf
Ich heiße Christine Dosdall, genannt Tine, geboren 1986 und lebe mit meinen Tieren in Berlin. Wenn ich nicht gerade hinter dicken Büchern verschwunden bin, findet ihr mich im Stall bei meinen Pferden Krümel und Alkmene oder zusammen mit meiner Katze Mucki auf der Couch.

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